Das rockt: Wo Friteusen zu Pflugscharen werden
Below - Wer sich durch die Wittstocker Heide ans gefühlte Ende der Welt begibt, wird mit einem pikanten kleinen Café in der einstigen Belower Stellmacherei belohnt. Inhaberin Sylke Klemm verwöhnt mit echtem italienischem Kaffee und Panini, hausgemachten Tapas und Kuchen. Und wer so verwöhnt nicht weiter reisen mag, schläft im barocken Fachwerk-Gutshaus und bewundert Delfter Fliesen in der Gutsküche, Originalöfen von 1800, englische gußeiserne Wannen mit nostalgischen Armaturen oder den gigantisch schillernden Kronleuchter im restaurierten Festsaal: Eine Anschaffung aus dem Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege.
Wredenhagen - Wredenhagen ist in fast aller Rockmusikermunde. Das dortige „Café Scheune“ ist oft einzige Station von Bands auf ihrer Deutschlandtournee. Das liest sich dann so: Amsterdam, London, Wredenhagen, New York. Freaks kommen bis aus Holland, für die Zappa-Band, Latin Quarter, Tiger Lillies oder Kroke, heute mit Nigel Kennedy auf der Bühne. Betreiber Lilli und Hansi Witt haben es in fast 30 Jahren geschafft, eine intime Bühne für Weltmusik aufzubauen. In die urige Scheune mit Mobiliar aus Omas Zeiten kehren gern auch Ältere ein – ebenso wie in das kleine Café in der mittelalterlichen Burg, das ein engagierter Verein in historischen Kostümen betreibt.
Buchholz - Wirt Jürgen Reupricht hat ganz einfach die Zeit angehalten. Sein 1866 gegründetes Gasthaus, immer schon Familienbetrieb, gleicht einem Kneipenmuseum voller Patina. Die riesige „Kruppstahl“-Zentralheizung von 1928, die bis zur „Wende“ noch mit einem Kohlekessel gewärmt wurde, gehört dazu. „Dass es sowas noch gibt!“ rufen dann die Gäste aus. Kein Zeitenwandel hat es bisher geschafft, alles Traditionelle aus den „Drei Linden“ hinwegzufegen. Schließlich ist Reupricht selbst, der hier noch am Feuerherd mit Topfringen kochen lernte, ein Original. Im Winter kriegt man nur auf Vorbestellung zu essen. Schließlich soll alles frisch zubereitet sein, wird nichts bevorratet. „Fritten sind Kampfstoffe“, findet Reupricht, und so lautet sein pazifistischer Schlachtruf: „Friteusen zu Pflugscharen!“ Im Sommer ist man gut beraten zu reservieren, um das berühmte Buchholzer Zanderfilet mit Piepensalat (Kartoffelsalat) zu genießen.